Früher hätte ich gesagt wir müssten „theistische Satanisten“ auch als Satanisten anerkennen, auch wenn es uns nicht gefällt. Schließlich gibt es auch zum Beispiel vom Christentum viele verschiedene Varianten.
Jeder von ihnen behauptet alle anderen lägen falsch und seien keine (richtigen) Christen. Wir Satanisten wollen besser sein.
Doch: Die Lehre ist im Wesentlichen einheitlich. Der Kern bleibt erhalten: Jesus ist der Sohn Gottes und er starb für die Sünden der Menschheit.
Der positive Bezug zu Satan
Und im Satanismus? Welche Einigung gibt es? Könnte man sich nicht einfach an Wikipedia orientieren, wo es heißt „Im Satanismus bezieht man sich positiv auf Satan“?
Die Beschreibung ist so schwammig, dass auch Menschen darunterfallen können, die gar nichts mit Satanismus zu tun haben (wollen).
In der Popkultur erfreuen sich Filmcharaktere aus der Hölle großer Beliebtheit. Beispiele sind „Lucifer“, „Hazbin Hotel“ und „Helluva Boss“. Aktuell feiert Netflix mit „K-Pop Demon Hunters“ einen großen Erfolg. Niemand ist perfekt, auch die „Guten“ nicht. Adam in „Hazbin Hotel“ ist als Himmelsbewohner sogar ein richtiges Ar******. Die „Bösen“ aus der Hölle hingegen versuchen trotz widriger Bedingungen einfach nur ein besseres Dasein zu erreichen.
Schwarz-Weiß-Denken und die Einteilung in Gut und Böse ist langweilig geworden. Das Publikum liebt den Perspektivenwechsel.
Der Teufel ist heutzutage aber auch im Allgemeinen ein Statement geworden. Ein Symbol, das häufig benutzt wird um sich bewusst gegen die Gesellschaft zu stellen, die viele eigentlich unproblematische Lebensweisen als verwerflich ansieht.
Sind all diese Leute, die offensichtlich mit Teufel und Dämonen sympathisieren, Satanisten?
Selbstverständlich sind sie das nicht.
Fazit: der Positive Bezug auf Satan/Teufel/Dämonen/Hölle/das Böse ist nicht geeignet um Satanisten von anderen zu unterscheiden.
Der gemeinsame Nenner der Teufelsanbeter
Es macht zunächst Sinn erstmal den gemeinsamen Nenner der Teufelsanbeter zu benennen.
Teufelsanbeter haben im Grunde nur eine Gemeinsamkeit, und es ist nicht mal die Anbetung des Teufels. Manche sehen Satan und Dämonen eher als potentielle Verbündete für magische Rituale.
Ich benutze den Begriff „Teufelsanbeter“ der Einfachheit halber trotzdem.
Ihre Basis ist die Bibel.
Teufelsanbeter haben sich somit nicht vom Christentum bzw. von der Bibel emanzipiert.
Sie halten die Bibel wahlweise für verfälscht, einseitig, fehlinterpretiert usw. Aber im Kern fußt ihr Glaube darauf. Und wenn man darüber nachdenkt ist es sogar logisch.
Ihr Bild von Satan und den Dämonen ist christlich geprägt. Es fängt an bei der Personifizierung von Satan und geht weiter zu seiner Rolle als König der Hölle und seinen Einfluss auf diese Welt. Wie christlich geprägt das Bild der Teufelsanbeter wird besonders bei einem Argument deutlich: „Gott hat viel mehr Menschen auf dem Gewissen als Satan“ und „Satan greift nur im Auftrag Gottes ein“.
Versteht mich nicht falsch, als Atheist nutzt man diese Argumentation auch, um Gläubige mal herauszufordern.
Der Punkt ist, dass diese Inhalte tatsächlich aus der Bibel abgeleitet werden können und die Teufelsanbeter selbst glauben, dass das wirklich so passiert ist.
Weitere Gemeinsamkeiten gibt es nicht.
Es gibt keine gemeinsame Philosophie oder Lehre. Manche denken, sie müssten das Christentum umdrehen, wie es von Kirche und Medien dargestellt wird, manche denken sich neue, zusätzliche Götter aus oder vermischen die christlichen Vorstellungen des Teufels mit anderen Religionen.
Menschen, die an die Bibel glauben, nenne ich (verirrte) Christen.
Abgrenzung zum Rest der Gesellschaft
Aber die satanische Philosophie kann man auch ausleben ohne Satanist zu sein. Der Unterschied liegt bei der Selbstbezeichnung. Warum reicht das nicht bei Teufelsanbetern, wenn sie sich als Satanisten bezeichnen wollen?
Weil Teufelsanbeter nun mal nicht die Kriterien erfüllen um Satanist zu sein. Erst wenn man die Kriterien erfüllt kann man entscheiden ob man sich zum Satanismus rechnet oder nicht.
Nach einer Philosophie kann man häufig leben, ohne zu wissen, dass es überhaupt eine Philosophie dazu gibt. Und wenn man herausfindet, dass es eine Lehre dazu gibt kann man sich entscheiden sich als Anhänger dieser zu bezeichnen.
Zur Verdeutlichung: es wäre doch recht absurd wenn sich jemand als Kommunist bezeichnet, aber einen knallharten Kapitalismus befürwortet oder sogar auslebt.
So verhält es sich für einen Satanisten wenn ein Teufelsanbeter sich zum Satanismus rechnet.
Die Abgrenzung von Satanisten zu anderen Menschen erfolgt im Grunde in zwei Schritten.
Zuerst muss man bereits einen bestimmten Charakter und eine gewisse Weltanschauung haben. Satanisten müssen nicht in allem einer Meinung sein, aber ein Kern verbindet sie.
Wenn das vorhanden ist kann man sich als Satanist bezeichnen um sich von anderen abzugrenzen.
Oder man tut das nicht. Dann ist man eben kein Satanist und grenzt sich an dieser Stelle nicht von anderen ab.
Die Kodifizierung des Satanismus
Was man auch immer von ihnen halten mag: die Menschen, die an Satan und Dämonen glauben und sie verehren (oder sich mit ihnen verbünden wollen) existieren. Es gibt nicht so viele von ihnen wie man meinen mag. Dennoch ist das Versprechen verlockend, dass man mithilfe höllischer Kräfte Vorteile erlangen könnte.
Aber man sollte sie nicht als Satanisten bezeichnen. Der Satanismus wurde nur ein einziges mal (als atheistisch) kodifiziert.
Man muss es so sagen: sie haben einfach Pech gehabt. LaVey war schneller damit eine anständige Lehre zu etablieren, zu dem der Begriff „Satanismus“ passt.
Bis heute konnten sich die Teufelsanbeter hingegen nicht auf ein paar Gemeinsamkeiten einigen und festlegen.
Wenn sie das eines Tages nachholen können sie einen Begriff wählen. Doch für „Satanismus“ sind sie zu spät dran.
Die Bezeichnung als Satanist
Teufelsanbeter und Satanisten werden in einen Topf geworfen.
Doch eine Unterscheidung ist wichtig. Wie bereits erläutert reicht die Gemeinsamkeit „positiver Bezug zu Satan“ nicht.
Es gibt keine Ähnlichkeiten bei Satanisten und Teufelsanbetern, und es kann sie auch nicht geben, wenn nicht einmal klar ist was den „theistischen Satanismus“ ausmacht. Daher ist es irreführend pauschal alle als „Satanisten“ zu kategorisieren.
Update August 2025
