Satanisten wird häufig vorgeworfen, dass sie Materialisten seien. Das ist korrekt. Doch ist Materialismus überhaupt böse, so wie es dargestellt wird?
Ich werde im Folgenden erläutern, warum Materialismus nichts Schlechtes ist und warum Kritiker sich erstmal an die eigene Nase packen sollten.
Denn der „bösen“ Definition entsprechen sie viel häufiger und deutlicher als Satanisten.
Was ist ein Materialist?
Ein Materialist. Was ist das?
Das ist eine Person die Eigentum über alles stellt. Er will möglichst viel besitzen. Immer das Neueste. Statussymbole dürfen es auch gerne sein. Dafür würde er über Leichen gehen, soziale Beziehungen opfern und vielleicht sogar seine eigene Gesundheit.
Oder?
Der Duden definiert Materialismus folgendermaßen:
„auf Besitz und Gewinn bedachte Einstellung“
Wenn es so definiert wird ist ein Materialist das was man sich darunter vorstellt.
Das Weltliche
Allerdings ist Materialismus auch, und diese Definition ist auch beim Duden gelistet, eine philosophische Richtung.
So weit muss man aber nicht einmal gehen. Der englische „Duden“, das Oxford Dictionary, definiert Materialismus so:
the belief that money, possessions and physical comforts are more important than spiritual values
Übersetzt:
Der Glaube, dass Geld, Besitz und materielle Annehmlichkeiten wichtiger sind als spirituelle Werte.
Diese Abgrenzung zum Spirituellen ist essentiell. Der Materialist konzentriert sich auf das Weltliche, auf das was wirklich da ist – anstatt auf nicht einlösbare Versprechen zu hören. Ein Leben nach dem Tod, Höher Schwingen usw.
Mit Sicherheit denkt der Kleingeistige immernoch an stumpfen Überkonsum.
Doch materialistisch ist nicht nur Eigentum.
Der Satanist ist materialistisch. Er schätzt seine Gesundheit, ein kühles Lüftchen an heißen Tagen, den Anblick schöner Blumen, ein Erlebnis mit Freunden usw.
Nicht alles erscheint auf dem ersten Blick materiell zu sein. Beim philosophischen Materialismus ist aber alles auf Materie zurückzuführen. Das schließt beispielsweise Emotionen (es werden immerhin bestimmte Hirnareale aktiviert) mit ein.
Die ganze Welt ist materiell und ein Buffet für Genüsse aller Art.
Das ist nicht nur der tolle Fernseher mit OLED und UHD. das wäre doch sehr eingeschränkt nur an Besitz zu denken.
Das Konsumverhalten von Satanisten
Der Satanist weiß, dass Besitz und Konsum nicht alles im Leben sind. Er strebt nicht danach Eigentum anzuhäufen. Er strebt danach sein Leben schön zu gestalten.
Er sagt sich nicht asketisch von Besitz los, dennoch unterscheidet er sich positiv vom Rest des durchscnittlichen, deutschen Konsumenten.
Wir alle kennen diese Billigshops. Der Euroshop, Action, Kik… und online auch Shops wie shein.
Temu treibt „billig“ sogar auf die Spitze. Die Deutschen lieben billigen Ramsch, und wollen viel davon, wie man am Erfolg dieser Unternehmen sehr gut sehen kann. Qualität wird dennoch erwartet, aber Hand aufs Herz, die Käufer wissen, dass sie nicht viel erwarten können. Die Preise sind einfach zu verlockend, also nimmt man das in Kauf.
Die Leute wollen mehr Umweltschutz, bei ihrem gedankenlosen Konsum ist dieser aber plötzlich egal.
Die Leute wollen mehr Tierschutz, aber das Fleisch soll absurd billig sein.
Der Satanist, der Umwelt- und Tierschutz will, passt auch seinen Konsum entsprechend an. Er hasst Heuchler und will selbst keiner sein.
Er macht sich aber auch im Allgemeinen deutlich mehr Gedanken beim Einkauf. Qualität steht vor Quantität. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, ist beim Konsum aber besonders sichtbar. Ihm ist es wichtig, dass sein Eigentum robust, zuverlässig und langlebig ist. Ganz nach dem Motto „wer billig kauft zahlt drauf“.
Er weiß, dass Vorsicht geboten ist wenn etwas besonders billig angeboten wird. Ein altruistischer Verkäufer ist nun mal nicht der Grund. Das billige Angebot ist zurückzuführen auf minderwertige Materialien, die verwendet werden. Und weil bei der Herstellung das absolute Minimum getan wird, damit das Produkt zusammenhält, bevor es zuhause bei der Nutzung seine Makel erkennen lässt.
Satanisten lassen sich nicht gern manipulieren.
Deshalb verfallen sie im Übrigen auch Trends wie Dubai Schokolade und Labubus (um Aktuelles zu nennen) seltener.
Minimalismus
Satanismus und Minimalismus ergänzen sich hervorragend.
Wir erinnern uns: Satanisten streben nach Lebensfreude und möchten diese stetig verbessern.
Besitz kann auch Ballast sein.
Wer kennt sie nicht? Die Küchenschublade, in der tausend Tupperbehälter liegen. Die Hälfte davon hat man seit 10 Jahren nicht mehr benutzt. Nun nimmt es nur Platz weg. Und die wenigen Behälter, die man tatsächlich benutzt, darf man jedes mal wieder im Chaos suchen.
Dabei bezieht sich Minimalismus nicht nur auf diese Art von Besitz. Auch unnötige Geldfresser und geistige Laster finden Beachtung.
Das Netflix-Abo kann ein Beispiel sein, wenn man eigentlich nur einmal im Jahr einen Film schaut. Oder ein PC-Desktop voller kaum genutzter Ordner, Spiele und Programme. Auch digital aufräumen kann eine Form des Minimalismus sein.
Es geht darum sich Gedanken zu machen was du wirklich willst und brauchst. Was dir keinen Nutzen bringt oder Freude bereitet sollte weg, damit du dich auf das konzentrieren kannst was wirklich einen Mehrwert für dich hat.
Der Satanist konsumiert bedürfnisorientiert.
Ein Beispiel: Bei Gesprächen habe ich erfahren, dass sich andere Satanisten manchmal sogar, unabhängig vom Budget, ein Tiny House wünschen. Sie haben sich Gedanken gemacht wieviel Platz sie benötigen und festgestellt, dass ihre Familienplanung, Arbeit und Hobbies kein großes Haus erfordern. Was die Bedürfnisorientiertheit und den bewussten Konsum unterstreicht.
In einer Welt in der ein großes Haus und ein teures Auto als Erfolg gewertet werden ist der Satanist einen Schritt weiter. Er kümmert sich nicht um das was andere denken. Das Geld, das man am Haus spart, wird in echte Wünsche investiert.
Bewusst leben
Ein Satanist verurteilt nicht die Anhäufung von Besitz. Doch er unterscheidet sich vom Rest der Gesellschaft durch bewussten Konsum und bewusster Wahrnehmung.
Der Satanist genießt.
Das kann der besondere Kaffee am Morgen sein, den seine Kaffeemaschine (=Besitz) zubereitet. Das kann aber auch ein Spaziergang sein, bei dem die Sonne die Haut küsst, eine sanfte Brise ums Gesicht weht und das Rascheln der Blätter zu hören ist.
Er bedient sich am Buffet des Materiellen und vergisst dabei nicht sein geistiges Wohlbefinden.
